Freude am Lernen

Häufige Fragen zu Legasthenie / LRS

Inhalt

  1. Was ist Legasthenie
  2. Was sind die Ursachen einer Legasthenie?
  3. Was sind die Folgen einer Legasthenie?
  4. Wie erfolgt die Diagnose einer Legasthenie?
  5. Wie kann ich meinem Kind am besten helfen?

Was ist Legasthenie?

Legasthenie bezeichnet schwere Probleme beim Erlernen des Lesens und/oder des Schreibens. Laut ICD-11 spricht man von einer Lese-Rechtschreib-Störung (LRS), wenn anhaltende und eindeutige Schwächen im Bereich des Lesens und der Rechtschreibung auftreten und nicht auf eine oder mehrere der folgenden Ursachen zurückgeführt werden können: Entwicklungsalter, unterdurchschnittliche Intelligenz, fehlender Schulbesuch, psychische Erkrankung, organische Probleme mit den Augen oder den Ohren oder Schädigung des Gehirns. Legasthenie betrifft somit normalbegabte, oftmals auch hochbegabte Kinder, welche die in ihrer Altersgruppe zu erwartenden Lese- und Schreibfähigkeiten nicht erwerben können. In den meisten Fällen ist den Betroffenen ihr Defizit bewusst und um die Schwächen zu „verstecken“, werden Vermeidungsstrategien angewandt. Diese können zu sozialen und emotionalen Verhaltensstörungen führen. Legasthenie tritt in allen sozialen Schichten auf. Es wird geschätzt, dass 3%- 5% aller Grundschulkinder von Legasthenie betroffen sind. Jungen sind 2-3x häufiger betroffen als Mädchen.


	

In vielen Fällen tritt eine Lesestörung gemeinsam mit einer Rechtschreibstörung auf, es gibt aber auch isolierte Rechtschreibstörungen und isolierte Lesestörungen. Kinder, die nur beim Lesen und/oder Schreiben Leistungsdefizite haben und in anderen Unterrichtsfächern nicht, sind von einer Teilleistungsschwäche betroffen.

Was sind die Ursachen einer Legasthenie?

Meist liegen die Auslöser einer Lese-Rechtschreib-Störung in einer komplexen Kombination mehrerer Faktoren. Einzelne Faktoren, wie z.B. die genetische Disposition, führen nicht automatisch zur Entwicklung einer LRS. Aktuell werden in Fachkreisen folgende Ursachen diskutiert:

  • Genetik
    Oftmals sind in einer Familie gleich mehrere Mitglieder von LRS betroffen. Darüber hinaus wurde beobachtet, dass bei eineiigen Zwillingen deutlich häufiger (68%) beide Geschwisterkinder von Legasthenie betroffen sind als bei zweieiigen Zwillingen (38%), somit scheint ein genetischer Einfluss gegeben zu sein. [1]
    Derzeit wird angenommen, dass verschiedene Gene als Auslöser in Frage kommen (keine monogenetische Ursache).
    Eineiige Zwillinge:
    Zweieiige Zwillinge:
  • Neurologie
    Untersuchungen haben gezeigt, dass bereits Säuglinge aus Familien mit erhöhtem Risiko für Legasthenie (siehe oben unter Punkt „Genetik“) andere Hirnstrommuster bei der Verarbeitung von sprachlichen und nicht-sprachlichen akustischen Reizen aufweisen als Kinder aus der Kontrollgruppe. [2][3]
    Auch wurden bei Schülern und Erwachsenen, die von Legasthenie betroffen sind, unterschiedliche Aktivierungsmuster in der Großhirnrinde entdeckt. Insbesondere sind die sprachverarbeitenden Zentren des Gehirns betroffen. Weitere Beobachtungen zeigten, dass die verantwortlichen Hirnareale nicht ausreichend synchron arbeiten oder zu wenig vernetzt sind. Man nimmt an, dass die verringerte Verarbeitungskapazität von schnellen Stimuli-Folgen in einer weniger effizienten Erregungsweiterleitung in der Seh- und Hörbahn begründet liegt. Auch in der langjährigen Praxis im Institut für Legasthenie & ADHS-Training in Wien wurden Probleme in der Seh- und/oder Hörverarbeitung bei legasthenen Kindern regelmäßig beobachtet.
    Sehverarbeitung normal
    Sehverarbeitung ohne LRS
    Sehverarbeitung gestört
    Sehverarbeitung mit LRS
  • Wahrnehmungs- und Blickfunktionsstörungen
    Störungen der visuellen und/oder auditiven Wahrnehmung sowie Probleme bei der Blicksteuerung können zu einer Legasthenie beitragen. Mehr als die Hälfte der legasthenen Kinder hat Probleme, den Blick bewusst und präzise zu steuern, wie es das Lesen von Text erfordert.[4][5][6][7]
  • Verzögerte Sprachentwicklung
    Etwa die Hälfte der Kinder mit einer Sprachentwicklungsverzögerung wird später Legastheniker.[8] Als Grenze gelten weniger als 50 Wörter im Alter von 24 Monaten.

Was sind die Folgen einer Legasthenie?

Die vielen Misserfolgserlebnisse betroffener Kinder führen auch bei anfänglich sehr motivierten Kindern früher oder später zu einer Lernunlust oder gar zu Resignation und Verweigerung. Denn Fleiß allein reicht bei LRS für gute schulische Beurteilungen nicht aus. Dies kann zu Versagensängsten bis hin zur generellen Angst vor der Schule führen. In vielen Fällen äußert sich dies in Form von Kopf- oder Magenschmerzen, Schlafstörungen, Traurigkeit und Lustlosigkeit oder aber auch in Form von aggressivem Verhalten. Es ist erwiesen, dass legasthene Kinder häufiger unter sozialen und emotionalen Störungen leiden. Zudem gib es nicht selten eine Komorbidität (Begleiterkrankung) mit einer ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung). Legastheniker leiden oftmals unter einem geringen Selbstbewusstsein und werden auch überdurchschnittlich oft zu Mobbingopfern. Aus diesen Gründen ist ein Verständnis seitens der Lehrkräfte und Eltern besonders wichtig. Und mit entsprechenden Begleitmaßnahmen wird auch den (oftmals überdurchschnittlich begabten!) legasthenen Kindern ein Ausschöpfen ihres schulischen Potentials ermöglicht.

Wie erfolgt die Diagnose einer Legasthenie?

Anders als früher gedacht, gibt es keine typischen „Legasthenikerfehler“. Legastheniker machen aber viel, viel mehr Fehler, weil sie sich beim Lesen und Schreiben in einer Stresssituation befinden. Ob Ihr Kind tendenziell von einer Rechtschreibstörung betroffen ist, zeigt Ihnen unser praxisorientierter Onlinetest. Bitte beachten Sie, dass dieser Test weder normiert noch standardisiert ist, und deshalb nur einen ersten Verdacht bestätigen oder entkräften kann. Bestätigt sich Ihr Verdacht, sollten Sie in einem ersten Schritt von einem Facharzt die Augen und Ohren überprüfen lassen, um organische Ursachen auszuschließen. In weiterer Folge kontaktieren Sie bitte eine/n Spezialisten/in, z.B. einen Kinderpsychologen. Hier wird ein Intelligenztest sowie ein Lese- und Rechtschreib-Test durchgeführt und die Konzentrationsfähigkeit gemessen. Bei Anzeichen für eine psychische Belastung (z.B. psychosomatische Beschwerden und/oder Verhaltensauffälligkeiten) kann auch dieser Bereich in die Diagnostik einbezogen werden. Bestätigt sich die Legasthenie, empfehlen wir Ihnen noch die Überprüfung der Seh- und Hörverarbeitung. Dabei wird überprüft, wie die von den Augen und Ohren aufgenommenen Reize im Gehirn weiterverarbeitet werden. Legastheniker sind in dieser Verarbeitung oft beeinträchtigt, d. h. trotz gesunder Augen und Ohren können z. B. Laute oder Buchstaben nicht korrekt wahrgenommen werden. Die Überprüfung der Seh- und Hörverarbeitung ist nicht Teil der fachärztlichen Routinekontrollen.

Wie kann ich meinem Kind am besten helfen?

Mithilfe gezielter Fördermaßnahmen, Verständnis und Entlastung werden bei der Behandlung von Legasthenie sehr gute Resultate erzielt. Je früher die richtigen Interventionen beginnen, desto besser die Prognose. Allerdings kann auch Erwachsenen mit gezieltem Training geholfen werden.

Leistungsdruck verringern

Außerordentlich wichtig sind viel Geduld und Verständnis seitens der Eltern und Lehrkräfte. Ein hoher Leistungsdruck verschlimmert die Situation nur, also gilt es zuallererst Druck rauszunehmen. Dasselbe gilt für erlittene Kränkungen durch andere Kinder, diese müssen aufhören.

Nachteilsausgleich beantragen

Die schulischen Leistungen eines von LRS betroffenen Kindes sind im Sinne eines Notenschutzes anders zu bewerten, dazu gibt es den Nachteilsausgleich (LRS-Erlass). Wird die Diagnose mit einem ärztlichen Attest erbracht, kann ein Antrag auf einen Nachteilsausgleich gestellt werden. Da das benachteiligte Kind nun anders bewertet wird, reduziert sich wiederum der Druck. Eine Stigmatisierung kann zwar in manchen Fällen auftreten, aber die „offizielle“ Diagnose und der einhergehende Notenschutz wirken sich positiv auf das Selbstvertrauen aus.

Therapie-Maßnahmen

Manche Schulen bieten LRS-Trainings im Rahmen des Förderunterrichts an. Zudem gibt es noch eine Vielzahl an spezialisierten LRS-Trainern im deutschsprachigen Raum. Eltern, die bereit sind zwei Stunden pro Woche in die Förderung ihres Kindes zu investieren, können Ihr Kind auch mit unserem speziellen Heimtraining selbst unterstützen. So können Sie die Zeiten frei wählen und Sie ersparen sich die Trainerkosten sowie die Fahr- und Wartezeiten. Durch dieses Heimtraining fördern Sie auch das Vertrauen und die emotionale Bindung zu Ihrem Kind.

Legasthenie-Training mit den Lernprogrammen für zu Hause

In einem ersten Schritt erstellen Sie online einen individuellen Trainingsplan für Ihr Kind. Dieser ist auf die Stärken und Schwächen Ihres Kindes abgestimmt, und gibt Ihnen Orientierung, welche Lektionen in welcher Reihenfolge zu absolvieren sind. Zusätzlich erhalten Sie viele wertvolle Tipps aus den Bereichen Konzentration, Motivation und Lernstrategie.

Sobald Sie den Rücken (Selbstwert) des Kindes gestärkt haben, beginnen Sie mit der Steigerung der Motivation. Dabei helfen Ihnen unsere Elternratgeber und Eltern-Kind-Briefe. Der wertschätzende und liebevolle Ton der Eltern-Kind-Briefe, die positive Fehlerkultur und immer wiederkehrende Erfolgserlebnisse werden wirken!

Im Symptomtraining trainieren Sie die basalen Prozesse der Laut-Buchstaben-Zuordnung und umgekehrt. Zu Beginn wird an der Unterscheidung einzelner Laute und Silben gearbeitet, später folgen die Eingliederung und Erkennung von Zeichen und Lauten in Wörtern und Sätzen. Begleitende Spiele (z.B. in den Abendstunden vor der Bettruhe) sorgen für eine noch bessere Verankerung im Gedächtnis, denn an das, was wir mit Spaß lernen, erinnern wir uns später besser. Und ein integriertes Erprobungssystem sorgt für eine anhaltend hohe Trainingsmotivation Ihres Kindes.

Zu den Lernprogrammen für zu Hause

Wir wünschen Ihrem Kind und Ihnen ein erfolgreiches Training mit viel Spaß und Freude!

Kinder mit Eltern beim Lernen


Eltern spielen eine entscheidende Rolle in der Unterstützung ihrer Kinder mit einer LRS. Hier sind Tipps, wie Sie das Lesen und Schreiben in den Alltag integrieren:
  • Lesezeit definieren: Legen Sie eine feste Zeit am Tag fest, in der Ihr Kind liest. Es kann ein Buch seiner Wahl sein oder auch eine Zeitschrift, eine Zeitung oder eine Webseite.
  • Vorlesen: Lesen Sie Ihrem Kind regelmäßig vor. Dies hilft, sein Interesse am Lesen zu wecken und es mit positiven Erfahrungen zu verbinden.
  • Alltagslesen: Nutzen Sie Alltagssituationen zum Lesen und Schreiben. Zum Beispiel kann Ihr Kind die Einkaufsliste schreiben oder die Speisekarte in einem Restaurant lesen.
  • Schriftliche Nachrichten: Schreiben Sie Ihrem Kind kleine Notizen und Botschaften und ermutigen Sie es, das Gleiche zu tun. Dies kann eine spaßige Art sein, das Schreiben zu üben.
  • Spielerisches Lernen: Es gibt viele Spiele, die das Lesen und Schreiben trainieren. Zum Beispiel Wortspiele, Kreuzworträtsel oder Scrabble.
  • Positive Verstärkung: Loben Sie Ihr Kind für seine Bemühungen und Fortschritte. Dies hilft, sein Selbstvertrauen und seine Motivation zu stärken.
  • Geduld und Verständnis: Bleiben Sie geduldig, wenn Ihr Kind mehr Zeit benötigt, vermeiden Sie Druck.
Denken Sie daran, dass jedes Kind einzigartig ist! Finden Sie Ansätze, die am besten zu den individuellen Bedürfnissen und Stärken Ihres Kindes passen! Diese Elterntipps wurde von lerntrick.com/legasthenie übernommen.

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Quellen

[1] Simon E. Fisher, John C. DeFries: Developmental Dyslexia: Genetic Dissection of a Complex Cognitive Trait. In: Nature Reviews. Neuroscience. Heft 3, 2002
[2] Tomi K. Guttorm, Paavo H. T. Leppänen, Ulla Richardson, Heikki Lyytinen: Event-Related Potentials and Consonant Differentiation in Newborns with Familial Risk for Dyslexia. In: Journal of Learning Disabilities. Heft 34, 2001, ISSN 0022-2194
[3] Dennis L. Molfese: Predicting Dyslexia at 8 Years of Age Using Neonatal Brain Responses. In: Brain and Language. Bd. 72, Nr. 3, 2000, ISSN 0093-934X
[4] B. Fischer, Monica Biscaldi, K. Hartnegg: Die Bedeutung der Blicksteuerung bei der Lese-Rechtschreibschwäche. In: Sprache Stimme Gehör. Bd. 22, 1998, ISSN 0342-0477
[5] Burkhart Fischer, Klaus Hartnegg: Saccade Control in Dyslexia: Development, Deficits, Training, Transfer to Reading. In: Optometry & Vision Development. Bd. 39, Nr. 4, 2008
[6] Tina Schäffler, Juliane Sonntag, Klaus Hartnegg, Burkhart Fischer: The effect of daily practice on low-level auditory discrimination, phonological skills, and spelling in dyslexia. In: Dyslexia. Bd. 10, Nr. 2, 2004, ISSN 1076-9242
[7] Burkhart Fischer, Andrea Köngeter, Klaus Hartnegg: Effects of daily practice on subitizing, visual counting, and basic arithmetic skills. In: Optometry & Vision Development. Bd. 39, 2008
[8] G. M. McArthur, J. H. Hogben, V. T. Edwards, S. M. Heath, E. D. Mengler: On the „Specifics“ of Specific Reading Disability and Specific Language Impairment. In: Journal of Child Psychology and Psychiatry and Allied Disciplines. Bd. 41, Nr. 7, 2000, S. 869–874

Weitere Quellen: www.schlaudino.com, www.netdoktor.de, www.neurologen-und-psychiater-im-netz.org

Die Menschen hinter diesem Projekt

  • Karl Beinstein, Legasthenie-Trainer
    Karl Beinstein
    Autor
    Dipl. Legasthenie-Trainer
    Sozialpädagoge
  • Margareta Beinstein, Pädagogin
    Margareta Beinstein
    Autorin
    Kindergartenpädagogin
    Hortpädagogin
  • Martin Falkner, Kundensupport
    Martin Falkner
    IT-Spezialist
    Marketing & Vertrieb
    Support

Karl Beinstein: "Wir haben dieses Training in unserem Institut für Legasthenie- & ADHS-Training entwickelt, in der persönlichen Betreuung erprobt und über viele Jahre erfolgreich eingesetzt und erweitert. Seit 2010 hilft es unzähligen Kindern und Jugendlichen auch als Heim-Training. Wenn Sie auf der Suche nach einem bewährten LRS-Training sind, dann sind Sie hier genau richtig."